· 

Ein Tag in Stille

Morgen ist für meine Teilnehmer des MBSR Kurs der Tag der Achtsamkeit. Wir werden gemeinsam den Tag im Schweigen verbringen. 

 

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Achtsamkeitstag in Stille erinnern. Ich war selbst Teilnehmerin eines MBSR Kurses. Ich hatte großen Respekt vor diesem Tag. Den ganzen Tag nichts reden, kein Handy, nur sitzen, meditieren, Körperübungen praktizieren... Alleine die Gedanken daran wollten mich schon weglaufen lassen. 

Dann wurden wir noch gebeten noch nicht einmal Blickkontakt untereinander zu haben, nur ganz mit uns selbst zu sein. „Wie soll das denn gehen? Wie komisch und unhöflich ist das denn?...“ waren einige meiner Gedanken.  Anfangs ist mir das schwergefallen nicht zu lächeln, zu nicken oder Blickkontakt zu vermeiden. Doch nach einer Weile hatte ich mich daran gewöhnt. Tatsächlich fühlte es sich ganz gut an, mal nichts tun zu müssen, noch nicht einmal zu lächeln. Die stillen und geleiteten Meditationen und Körperübungen erlebte ich an diesem Tag intensiver als sonst. Glücksgefühle lösten sich mit Ungeduld und Widerstand ab. 

Die Phasen in denen meine Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft wanderten oder sich damit beschäftigten was ich hier eigentlich mache, wurden im Laufe des Tages immer weniger. Ich konnte immer tiefer in die innere Ruhe einsinken, trotz aller Widrigkeiten die sich auch zeigten. 

Nichts tun zu müssen. Wie wunderbar. 

Bei mir sein zu dürfen und doch verbunden mit den anderen zu sein, auch das war eine neue Erfahrung für mich. Ich musste mir keine Gedanken machen, was die anderen wohl von mir denken, weil ich gerade mal wieder auf dem Meditationskissen rumzappelte. Ganz im Gegenteil, zu wissen, dass es den anderen bestimmt auch mal so geht an diesem Tag, tat gut. 

 

Als am Ende des Tages die Klangschale tönte und wir das Schweigen brechen sollten und ein, zwei Gedanken teilen sollten wie es uns geht, wollte ich nichts sagen. Ich konnte mir nicht vorstellen wie meine Stimme klingen würde. Ein Flüstern kam raus, erst zaghaft und dann wieder etwas kräftiger. Ganz ungewohnt. 

 

Und danach auf dem Nachhauseweg. Alles kam mir so schnell vor. Ich war auf der rechten Spur unterwegs. Ich war entschleunigt. Noch Stunden später nahm ich alles intensiver wahr. 

Ich konnte eine Klarheit verspüren, wie ich es noch nie wahrgenommen hatte. 

 

Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal an einem fünf tägigem Schweige Retreat teilgenommen. Ich brauche keinen großen Urlaub mehr... diese eine Woche war so viel mehr Wert. So gut hatte ich mich schon lang nicht mehr gefühlt und das länger als die üblichen drei Tage nach drei Wochen Urlaub. 

 

Ich freue mich auf den morgigen Achtsamkeitstag mit meinen Teilnehmern.