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MBSR trifft Skeptiker

Als ich das erste Mal auf MBSR stieß, war ich sehr skeptisch. Ein Programm zur Stressreduzierung, von einem Amerikaner. Hokuspokus? Wer weiß. Und am Ende landet man noch bei einer spirituellen Sekte … Das waren wirklich meine ersten Gedanken.

 

Aber dann dachte ich mir, wenn Jon Kabat-Zinn einen Doktortitel in Molekularbiologie vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat und somit Naturwissenschaftler ist, könnte ich sein Buch „Gesund durch Meditation“ doch einfach mal lesen. Wenn ich heute darüber nachdenke, muss ich wirklich über mich lachen … freundlich versteht sich.

 

Beim Lesen des Buches hörte ich mich oft „Ja“ sagen – Kapitel für Kapitel. Die wissenschaftlichen Grundlagen, die Beispiele der Teilnehmer, die Fülle der Übungen begeisterten mich. Am meisten beeindruckte mich jedoch der Satz: „Achtsamkeit ist eine Form von Konzentration, bei der man bewusst wahrnimmt, was im gegenwärtigen Moment ist, ohne zu urteilen“.

 

Die nächsten Tage versuchte ich selbst darauf zu achten, ob und wie ich beurteile, wenn ich etwas oder jemanden sehe. Ich war der festen Überzeugung, dass ich da nicht viel entdecken würde. Ich war überrascht, nein, eher erschrocken, wie viel ich urteilte oder beurteilte, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein.

 

In meinen Kopf spulte stets ein Programm ab, zum Beispiel beim Autofahren. Vor mir auf der Straße steht ein dicker SUV, eine junge Frau am Steuer. Sie setzt den Blinker und will einparken. Mein Kopfkino setzte ein: Das wird wieder dauern, das schafft die doch nie. Daddys dicken Straßenpanzer fahren, ohne einparken zu können. Jetzt fährt sie doch weiter, hätte ich ihr gleich sagen können. Puuuuuh, ich werde heute noch rot über meine Gedanken damals.

 

Probiert es doch mal aus. Beobachtet euch mal einen Tag lang, welche Gedanken ihr im Kopf habt: beim Autofahren, beim Kochen, im Büro, an der Supermarktkasse und und und. So viel sei verraten: Es ist unglaublich spannend.

 

Wir handeln oft aus unbewussten Mustern, Meinungen, Vorurteilen, Abneigungen oder Ängsten. Dann sind wir im Autopiloten unterwegs. Wenn man die eigenen Bewertungen und Urteile bemerkt und sich dessen bewusst wird, hat man die Möglichkeit den Autopiloten zu stoppen.